mist

Zauber & Nährstoff

Nebel steigt auf, die Welt atmet Geist. Sagenhafte Gestalten sind auf Feld und Flur zu Haus.

Die archaischen Menschen begegneten der Umwelt mit Ehrfurcht und Respekt, haben doch Wind und Wetter immer auch eine bedrohliche und unergründliche Seite. In vielen Sagen von abgelegenen Höfen erscheinen und verschwinden Gestalten im Nebel und in der Dunkelheit. Obschon „mist“ eher feinen Nebel oder Dunst bezeichnet, verbirgt er doch die Landschaft und trübt die Klarheit. Die Froh Ussicht war nicht immer Teil der Agglomeration. Früher galt der Hof als eher abgelegen. Die Hauptverkehrsachse war der See und später die Seebahn, bis dann in den Sechzigerjahren die Autobahn gebaut wurde. Heute wird das Bild des abgelegenen Hofes in romantischen Schilderungen und Geschichten idealisiert und zur Schau gestellt. „Bauer ledig“, die „Landfrauen“ sowie „Landliebe“ oder „Landlust“ skizzieren in allen Formen und Variationen das Ideal des Landlebens als Lifestyle mit Hund und Garten. Die wirklich abgelegenen Gegenden Europas sind jedoch für die Jünger eines „Countrystyles“ nicht wirklich interessant, sondern von Abwanderung und Entvölkerung betroffen. Wer weiss ob sich an solchen verlassenen Orten des europäischen Hinterlandes auch heute noch Unerklärliches zuträgt.

„Mist“ mit kapitalem Anfangsbuchstaben ist natürlich auch ein deutsches Wort, und zwar ein vornehmlich abwertendes. „Was für ein Gerümpel, was für ein Quatsch!“ Dabei ist die primäre Bedeutung doch Dung und Dünger. Niemand kann da ernsthaft behaupten, dass das etwas Negatives wäre. Schon Jakob Gujer, genannt „Kleinjogg“ hat Mitte des 18. Jahrhunderts unter anderen die Bedeutung des Hofdüngers erkannt. Er beeindruckte mit seiner Wirtschaftsweise Goethe, Rousseau und auch Pestalozzi und gilt heute als Wegbereiter der modernen Landwirtschaft. Auch im Biolandbau gilt bis heute das Sprichwort „Mist ist des Bauern List“. Mist wurde so neben einer geregelten Fruchtfolge zu einem wichtigen Mittel für den dauerhaften Erhalt und die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Doch wo sogar die Erde als Schmutz betrachtet wird, ist natürlich logisch, dass das Ausbringen von Mist mit den damit verbundenen Emissionen nicht gerade ein Symbol für Fertilität ist.

So rücken die beiden unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes „mist“ zusammen. Eine „Venus von Willendorf“ und andere steinzeitliche Kunstwerke als Zeugnisse vom Anbeginn des „Kulturschaffens“ verbinden die Mystik des Unergründlichen mit der Symbolik der Fruchtbarkeit. Viele spätere Fruchtbarkeitssymbole sind mit dem Aufkommen der landwirtschaftlichen Lebensweise verknüpft. Wo früher ein Jagdzauber war, ist heute eine Weizenähre oder ein Maiskolben. Wie oder warum genau die Menschen sich für die Sesshaftigkeit und den Feldbau entschieden haben, bleibt im undurchdringlichen Nebel der Frühgeschichte verborgen. Die ausgewählten Künstler*Innen beschäftigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit eben diesen Fragestellungen. Mit Sicherheit werden ihre Werke diese Diskussionen befeuern und die „Froh Ussicht“ ein weiteres Mal zu einem Ausgangspunkt für spannende Betrachtungen machen.


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Veranstalter:in

Froh Ussicht

Ort

Hof Blum

Froh Ussicht 1
8833 Samstagern
+41 (0)44 784 29 94
martin@frohussicht.ch

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