Bram Stoker's Dracula

Francis Ford Coppola (USA 1992)

Francis Ford Coppola zum 80. Geburtstag
Independentfilmer, Anti-Hollywoodmogul, Winzer, Familienmensch – Francis Ford Coppola, der am 7. April 80 Jahre alt wird, ist eine schillernde, überlebensgrosse Figur. Seine kometenhafte Karriere vom Schundbastler über den New-Hollywood-Autorenfilmer zum gefeierten Epiker und Blockbuster-Schöpfer erfuhr einen jähen Absturz als Pleitier und mündete in eine Rückkehr zu einem persönlicheren, selbstbestimmten Filmschaffen.

Der transsilvanische Vampir Dracula zieht nach London, um Mina, die Braut seines Anwalts Jonathan Harker, zu verführen, in der er die Wiedergeburt seiner grossen Liebe erkennt.
«Bram Stoker’s Dracula ist kein Horrorfilm, schon eher ein Spiel mit den Ingredienzien des Genres, die ihre Bedrohlichkeit längst verloren und einen rein ästhetischen Reiz gewonnen haben. Auch deshalb ist Dracula ein Film von dichtester Textur: buchstabengetreue Aufbereitung des Romans ebenso wie Rückblick in die Filmgeschichte der Figur. (...) Zum wohlbekannten Gang der Geschichte um Jonathan Harkers Transsilvanienreise und den Einfall Draculas in das viktorianische London gesellt sich neu eine Reihe von Romanelementen, die in der Filmgeschichte bisher unter den Tisch fielen: etwa die Figur des Texaners Quincey P. Morris, der den Vampir mit einer Winchesterbüchse perforiert, oder das Finale quer durch den ostmitteleuropäischen Raum. Auch die mehrschichtige Erzählstruktur des Films geht auf den Roman zurück, eine Verschlingung von Standpunkten und Perspektiven, die Coppola wie Stoker anhand von Briefen, Tagebuchnotizen und im Fall des Grafen sogar anhand einer subjektiven Stop-Motion-Kamera sichtbar macht. Erst zum Schluss gibt Coppola die komplexen Überblendungen und Verschachtelungen auf und überlässt die Geschichte ihrem linearen Lauf.
Was am Ende alles dabei herauskommt, muss mehr sein, als vom Regisseur ursprünglich beabsichtigt wurde. In gut zwei Stunden durcheilt er Stokers 400 Seiten schweres Buch, unter Verdichtungszwang atemberaubend zwischen den Schauplätzen und Ebenen des Films hin und her schneidend, von einer Parallelmontage zur nächsten. Wie er es dennoch fertigbringt, dass seine Protagonisten zur Ruhe kommen, verrät die vielleicht grösste Stärke dieses Regisseurs: Was Coppola in den besten Momenten seiner Filme zusammenzwingt, ist die Balance zwischen opernhafter Bombastik und präziser Fingerspitzenarbeit. Seine gelungensten Sequenzen, auch und gerade in Dracula, sind Umrahmungen des orchestrierten Chaos, eine bildhafte Kakofonie, aber eine aufs Strengste choreografierte.» (Roger Köppel, NZZ, 19.2.1993)

128 Min. / Farbe / 35 mm / E/d/f

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Künstler:innen / Personen

Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: James V. Hart
Autor: Bram Stoker
Kamera: Michael Ballhaus
Musik: Wojciech Kilar
Schnitt: Nicholas G. Smith, Anne Goursaud
Besetzung: Gary Oldman (Vlad Dracul/Graf Dracula), Winona Ryder (Elisabeta/Mina), Anthony Hopkins (Prof. Van Helsing), Keanu Reeves (Jonathan Harker), Bill Campbell (Morris), Richard E. Grant (Dr. Stewart), Tom Waits (Renfield), Sadie Frost (Lucy)

Veranstalter:in

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