Les grandes manœuvres

René Clair (Frankreich/Italien 1955)

René Clair zum 120. Geburtstag
«Auch ohne Ihren Namen im Vorspann hätte ich Ihren Stil in zwei Minuten erkannt.» Das sagte Charles Chaplin 1942 zu René Clair nach der Premiere von dessen Komödie I Married a Witch. Tatsächlich hat Clair (1898–1981) als Autorenfilmer schon zur Stummfilmzeit eine Handschrift entwickelt, die auch seine Spätwerke kennzeichnet: eine Poesie und Leichtigkeit, oft mit pointiertem Witz kombiniert, und die souveräne Beherrschung der Ausdrucksmöglichkeiten von Bild und Ton, die gerne gegeneinander ausgespielt werden.

«Bei den meisten Werken, die für die Leinwand konzipiert werden, ist die Liebe eine Zutat, die in die Handlung gemischt wird, aus Gewohnheit und als ‹Zusatz›. Um jeden Zweifel auszuräumen, wollen wir auf der Stelle erklären, dass die Liebe das einzige Anliegen von Les grandes manœuvres ist und dass ein Liebesabenteuer sein einziges Thema darstellt.» (René Clair, zitiert in Celia McGerr: René Clair, Twayne Publishers, 1980)
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wartet ein Kavallerieregiment auf ein grosses Manöver. Der galante Leutnant Armand wettet mit seinen Kameraden, dass er in den Wochen davor jede beliebige Frau der Stadt erobern kann. Seine Wahl fällt auf die Modistin Marie-Louise, die neu zugezogen ist und als geschiedene Frau von der besseren Gesellschaft gemieden wird. Armands bewährte Verführungskniffe verfangen bei der weltgewandten Marie-Louise nur bedingt, und als sie von der Wette erfährt, mag sie ihm erst recht nicht mehr glauben. Dabei ist Armand zum ersten Mal wirklich verliebt.
Militärische Vorschriften und Gebräuche sowie ähnlich starre gesellschaftliche Regeln bilden den Käfig, in dem sich die Figuren bewegen und den Clair in seinem subtil gestalteten ersten Farbfilm auch auf der visuellen Ebene reproduziert: enge Innenräume, in denen die Manöver der Figuren kühl und aus einer gewissen Distanz beobachtet werden; Tänze und Paraden, in denen das Individuum in der Gruppe verschwindet; eine stilisierte Farbdramaturgie, die mit Realismus nichts zu tun hat. Clairs shakespearehafte Tragikomödie um die verlorene Liebesmüh eines Frauenhelden wartet mit einer Starbesetzung auf: Michèle Morgan und Gérard Philipe werden konterkariert von Brigitte Bardot und Yves Robert. (mb)
106 Min. / Farbe / 35 mm / F/d

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Künstler:innen / Personen

Regie: René Clair
Drehbuch: René Clair, Jérôme Géronimi, Jean Marsan
Autor: Courteline
Kamera: Robert Lefebvre
Musik: Georges Van Parys
Schnitt: Louisette Hautecoeur, Denise Natot
Besetzung: Magali Noël (Thérèse), Jacques Fabbri (Armands Ordonnanz), Jacques François (Rodolphe), Gérard Philipe (Armand de la Verne), Michèle Morgan (Marie-Louise Rivière), Jean Desailly (Victor Duverger), Yves Robert (Félix Leroy), Pierre Dux (Oberst Olivier), Brigitte Bardot (Lucie)

Veranstalter:in

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