It Happened Tomorrow

René Clair (USA 1944)

René Clair zum 120. Geburtstag
«Auch ohne Ihren Namen im Vorspann hätte ich Ihren Stil in zwei Minuten erkannt.» Das sagte Charles Chaplin 1942 zu René Clair nach der Premiere von dessen Komödie I Married a Witch. Tatsächlich hat Clair (1898–1981) als Autorenfilmer schon zur Stummfilmzeit eine Handschrift entwickelt, die auch seine Spätwerke kennzeichnet: eine Poesie und Leichtigkeit, oft mit pointiertem Witz kombiniert, und die souveräne Beherrschung der Ausdrucksmöglichkeiten von Bild und Ton, die gerne gegeneinander ausgespielt werden.

«Dick Powell spielt Larry, einen Reporter der Jahrhundertwende, der von den Nachrufen zu den Reportagen befördert worden ist. ‹Zeit ist eine Illusion›, sagt er einem alten Kollegen, der ihm die Abendausgabe der Zeitung des nächsten Tags herzaubert. Der Hauptartikel schildert einen Raub in der Oper, während der Tenor auf der Bühne trällert, und so eilt Larry an den Tatort, bevor die Tat stattfindet – das Verbrechen wird kurz gezeigt durch das runde Fenster einer Tür, präsentiert wie ein Stück Stummfilm im Rund einer Irisblende. Die Exklusivstory bringt Larry Ehre bei der Zeitung, belastet ihn aber in den Augen des Polizeiinspektors. Später trachtet er nach Reichtum, indem er die Resultate der Pferderennen voraussieht, doch dann liest er auf der Titelseite die Nachricht seines Todes.
Die Prämisse, die auf H. G. Wells zurückblickt und Rod Serlings ‹Twilight Zone› vorausahnt, illustriert die Auffassung des Regisseurs von seinem Medium als Tummelfeld der Visionen, und die Mise en Scène ergibt sich aus einer Synergie von Bühnenzauberei und unergründlicher Magie: Linda Darnell als Sylvia, Nichte des Zauberkünstlers Oscar, sagt den Unfall einer Frau voraus und springt selber in den Fluss, um ihre Prophezeiung zu erfüllen. Clairs Kamera erweitert die Themen der Irreführung (Koautor war Dudley Nichols) mittels gewandt angelegter Gag-Folgen: Sylvia verliert ihren Schuh, steigt in Männerkleidung und Melone aus einer Droschke, schleicht in ihre Wohnung, wird zuerst für einen Einbrecher gehalten und dann für eine Schlampe, von Oscar, der aus dem Fenster steigt, um einen imaginären Liebhaber zu verfolgen, und seinerseits für einen Dieb gehalten wird. ‹In meinem Beruf ist alles Illusion›, sagt Oscar zu Larry, während er seine Bühnenpistole mit echten Kugeln lädt, ‹aber am Ende leben wir in der Wirklichkeit.›» (Fernando F. Croce, cinepassion.org)
85 Min. / sw / Digital SD / E

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Künstler:innen / Personen

Regie: René Clair
Drehbuch: Dudley Nichols, René Clair
Autor: Lord Dunsany
Kamera: Eugen Schüfftan, Archie Stout
Musik: Robert Stolz
Schnitt: Fred Pressburger
Besetzung: Dick Powell (Lawrence «Larry» Stevens), Linda Darnell (Sylvia Smith), Jack Oakie (Oscar Smith/Cigolini), Edgar Kennedy (Insp. Mulrooney), John Philliber (Pop Benson), Edward Brophy (Jack Shomberg)

Veranstalter:in

Filmpodium

Das Filmpodium zeigt an die 350 verschiedene Filme jährlich. Thematische Reihen und Retrospektiven von Klassikern der Filmgeschichte sind ebenso zu sehen wie Premieren unabhängiger Autorenfilme aus aller Welt und Sonderveranstaltungen mit ...

Ort

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+41 (0)44 415 33 66
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