Adua e le compagne

Antonio Pietrangeli (Italien 1960)

Simone Signoret
Schön, stark und etwas verrucht – Simone Signoret hatte schon in jungen Jahren eine Ausstrahlung, die sie für Rollen im Halbweltmilieu zu prädestinieren schien. Erst allmählich vermochte sie sich von diesem Stereotyp zu befreien, nicht zuletzt mit Projekten, in denen sie ihr politisches Engagement einbrachte. Noch im Alter, dessen Spuren sie nie vertuschte, verkörperte sie unvergessliche Filmfiguren.

1958 tritt in Italien das sogenannte Merlin-Gesetz in Kraft: Die staatlich lizenzierten Bordelle müssen schliessen, und die Prostituierten sollen fortan – angeblich mit polizeilich bereinigtem Leumund – anständige Berufe ausüben. Die reifere Dirne Adua und ihre Kolleginnen Marilina, Lolita und Milly beschliessen, gemeinsam eine Trattoria aufzumachen. Der Wechsel ihres Lebenswandels geht nicht problemlos vonstatten, zumal ein windiger Geschäftsmann und ein skrupelloser Anwalt die Frauen auszunützen versuchen.
Aufgrund eines Drehbuchs, an dem Ettore Scola und Tullio Pinelli mitgearbeitet haben, schildert Antonio Pietrangeli nüchtern, aber nicht ohne Humor, wie die Versuche des Prostituiertenquartetts, als brave Bürgerinnen ein Leben aufzubauen, an der Bigotterie der Gesellschaft, der Verlogenheit der Staatsgewalt und dem Machtgebaren der Männer scheitern. Neben Simone Signoret, die trotz italienischer Synchronstimme brilliert, überzeugen auch Emmanuelle Riva, Sandra Milo und Gina Rovere als unterschiedliche Frauen, die sich neu zu erfinden versuchen; Marcello Mastroianni versucht als smarter Windhund Piero, Adua den Kopf zu verdrehen. (mb)
«Beim gesellschaftlichen Wandel Italiens in den letzten zwanzig Jahren haben die Frauen zweifellos die Hauptrolle gespielt. Ihre Reise war folgenschwer und verlief schnell von ihrer Rolle nach dem Krieg zu derjenigen, die sie in den letzten paar Jahren gespielt haben. Es geht nicht nur um die Art, wie sie sich kleiden, sondern um eine radikale, tiefgreifende innere Revolution, einen Prozess, der immer noch im Gange ist und der der Entwicklung der italienischen Gesellschaft vielleicht voraus ist, denn es stimmt, dass diese die Frauen oft gerne in ihren einstigen Rollen belassen hätte. Womöglich stehen die Frauen deswegen bei meinen Filmen im Mittelpunkt. (...) Diese Frauen sind alle durch ebenjene Folge von Ereignissen verbunden, die mit den Wegen der Emanzipation der Frau in der italienischen Gesellschaft einhergeht.» (Antonio Pietrangeli, Bianco e nero, 5/1967)

125 Min. / sw / DCP / I/f

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Künstler:innen / Personen

Regie: Antonio Pietrangeli
Drehbuch: Ruggero Maccari, Ettore Scola, Antonio Pietrangeli
Kamera: Armando Nannuzzi
Musik: Piero Piccioni
Schnitt: Eraldo Da Roma
Besetzung: Marcello Mastroianni (Piero Salvagni), Gianrico Tedeschi (Stefano), Simone Signoret (Adua Giovannetti), Sandra Milo (Lolita), Emmanuelle Riva (Marilina), Gina Rovere (Caterina Zellero, «Milly»), Claudio Gora (Ercoli), Ivo Garrani (Anwalt)

Veranstalter:in

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Das Filmpodium zeigt an die 350 verschiedene Filme jährlich. Thematische Reihen und Retrospektiven von Klassikern der Filmgeschichte sind ebenso zu sehen wie Premieren unabhängiger Autorenfilme aus aller Welt und Sonderveranstaltungen mit ...

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