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All is Fair in Dreams and War
Diesen Sommer zeigt die Kunsthalle Zürich die bisher grösste Einzelausstellung des aus Georgien stammenden Künstlers Andro Wekua. Zu sehen sind ältere und kaum bekannte, aber auch neuste Skulpturen, eine Auswahl aktueller Bilder, Collagen sowie, als Weltpremiere, sein neuster Film All is Fair in Dreams and War. Wekuas Kunst lässt niemanden kalt, ob man sie mag oder nicht. Sie ist unverfroren und intensiv, brilliert mit Wissen um Material, Form, Bildmacht und Inszenierung und besitzt einen ausgeprägten Sinn für Verführung und Ablehnung. Daraus entstehen soghafte und bisweilen unheimliche Räume. Sie sind Orte zwischen Vorher und Nachher und beschwören eine Gegenwart, wo die Zeit zu warten scheint.
Tritt man einen Schritt zurück, öffnet sich der Blick auf Motive, die der Künstler seit fast zwanzig Jahren wie ein Set von Schachfiguren in Stellung bringt: das Haus, die Landschaft, der Innenraum, das Tier, die Figur, das Gesicht, die Maschine. Wir kennen dieses Variieren, Ausformulieren und Neuverknüpfen von Motiven aus Musik, Literatur und Film. In der Kunst ist dieses Vorgehen etwas in Vergessenheit geraten oder wird fälschlicherweise mit Wiederholung gleichgesetzt. Wekuas Werk aber zeigt, wie wichtig Motive sind, wie sie Eindrücke, Erinnerungen und das Unsagbare umkreisen und einfangen. Daraus entstehen Seelenlandschaften, deren Tiefen man gerne wieder entrinnt und sei es, indem man die Ausstellung verlässt.
Dabei handelt es sich keineswegs nur um scheinbar zeitferne Innenwelten. Geschichte spielt hier eine wichtige Rolle – oder besser gesagt: eine andere Erfahrung von Geschichte. Wekuas Kunst ist seinen Interessen und seinem Leben im Westen seit 1995 verpflichtet, aber auch seiner Zeit davor in Sochumi, Tbilisi und im bürgerkriegsgeprägten Georgien. In diesem Werk trifft West auf Ost, beziehungsweise Ost auf West, aber nicht als Gegensätze, wie das viele gerne sehen möchten, sondern als komplexe und widersprüchliche Verstrickung: «Es ist gegen alles gerichtet, was zum System der Kunst gehört» (Wekua). Dabei ist Farbe zentral, aber auch - und etwas überraschend - die Naht. Sie ist Narbe und Satzzeichen dieser Kunst, nichts und doch alles. Denn die Naht steht in völliger Abhängigkeit der Teile, die sie verbindet, die aber ohne sie verloren wären. Ohne Naht kein Film (der Schnitt ist die Naht), keine Collage (Zusammenfügen durch Ausschneiden), aber auch keine Skulpturen und keine seiner neusten Bilder, von denen viele erstmals in Zürich zu sehen sind. In ihrer Willkürlichkeit erinnert uns die Naht daran, dass Kunst immer Komposition ist, dass sie künstlich ist und, wie ein Text, ein Film oder ein Bühne, die Realität kondensiert. Diesem doppelten Erlebnis werden wir in der Kunsthalle Zürich ausgesetzt: All is Fair in Dreams and War.
Andro Wekua
Diesen Sommer zeigt die Kunsthalle Zürich die bisher grösste Einzelausstellung des aus Georgien stammenden Künstlers Andro Wekua. Zu sehen sind ältere und kaum bekannte, aber auch neuste Skulpturen, eine Auswahl aktueller Bilder, Collagen sowie, als Weltpremiere, sein neuster Film All is Fair in Dreams and War. Wekuas Kunst lässt niemanden kalt, ob man sie mag oder nicht. Sie ist unverfroren und intensiv, brilliert mit Wissen um Material, Form, Bildmacht und Inszenierung und besitzt einen ausgeprägten Sinn für Verführung und Ablehnung. Daraus entstehen soghafte und bisweilen unheimliche Räume. Sie sind Orte zwischen Vorher und Nachher und beschwören eine Gegenwart, wo die Zeit zu warten scheint.
Tritt man einen Schritt zurück, öffnet sich der Blick auf Motive, die der Künstler seit fast zwanzig Jahren wie ein Set von Schachfiguren in Stellung bringt: das Haus, die Landschaft, der Innenraum, das Tier, die Figur, das Gesicht, die Maschine. Wir kennen dieses Variieren, Ausformulieren und Neuverknüpfen von Motiven aus Musik, Literatur und Film. In der Kunst ist dieses Vorgehen etwas in Vergessenheit geraten oder wird fälschlicherweise mit Wiederholung gleichgesetzt. Wekuas Werk aber zeigt, wie wichtig Motive sind, wie sie Eindrücke, Erinnerungen und das Unsagbare umkreisen und einfangen. Daraus entstehen Seelenlandschaften, deren Tiefen man gerne wieder entrinnt und sei es, indem man die Ausstellung verlässt.
Dabei handelt es sich keineswegs nur um scheinbar zeitferne Innenwelten. Geschichte spielt hier eine wichtige Rolle – oder besser gesagt: eine andere Erfahrung von Geschichte. Wekuas Kunst ist seinen Interessen und seinem Leben im Westen seit 1995 verpflichtet, aber auch seiner Zeit davor in Sochumi, Tbilisi und im bürgerkriegsgeprägten Georgien. In diesem Werk trifft West auf Ost, beziehungsweise Ost auf West, aber nicht als Gegensätze, wie das viele gerne sehen möchten, sondern als komplexe und widersprüchliche Verstrickung: «Es ist gegen alles gerichtet, was zum System der Kunst gehört» (Wekua). Dabei ist Farbe zentral, aber auch - und etwas überraschend - die Naht. Sie ist Narbe und Satzzeichen dieser Kunst, nichts und doch alles. Denn die Naht steht in völliger Abhängigkeit der Teile, die sie verbindet, die aber ohne sie verloren wären. Ohne Naht kein Film (der Schnitt ist die Naht), keine Collage (Zusammenfügen durch Ausschneiden), aber auch keine Skulpturen und keine seiner neusten Bilder, von denen viele erstmals in Zürich zu sehen sind. In ihrer Willkürlichkeit erinnert uns die Naht daran, dass Kunst immer Komposition ist, dass sie künstlich ist und, wie ein Text, ein Film oder ein Bühne, die Realität kondensiert. Diesem doppelten Erlebnis werden wir in der Kunsthalle Zürich ausgesetzt: All is Fair in Dreams and War.
Auf dieser Seite finden Sie ausführliche Informationen über einen barrierefreien Zugang zur Kunsthalle Zürich. Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben, zögern Sie bitte nicht, sie uns über +41 (0) 44 272 15 15 mitzuteilen.
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