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Beginnen wir mit einem mysteriösen Bild. Es zeigt ein gewaltiges „Wigwam“ (ein „Indianerzelt“) inmitten einer gartenhaften Umgebung. Leute, darunter wohl Türken und Araber, sitzen vor dem Zelt an Kaffeehaustischen. Bedient werden sie von afroamerikanischen Kellnern in weissem Livrée.
Dieses Bild malte Adolf Menzel auf der Wiener Weltausstellung von 1873. Es zeigt einen an sich harmlosen Gastronomiebetrieb, mit dem sich die damals junge USA dem globalen Publikum präsentieren. Uns heutigen Betrachter_innen allerdings erscheint das Café alles andere als harmlos. In seiner Verknüpfung von Indianertum und „schwarzer Dienstfertigkeit“, von Genozid (wenn man die systematische Ausrottung der Indigenen so nennen will) und Sklavereigeschichte, gibt es den Blick frei auf die Untiefen des 19. Jahrhunderts.
Die grossen Weltausstellungen von London, Paris, Wien und Chicago wollten Mikrokosmos und Gesamtkunstwerk zugleich sein. Sie wurden besucht von einem Millionenpublikum, für das sie (wie die Massenmedien heute) den Blick auf die Welt formten. Dabei wurde die Welt einer hemmungslosen Stereotypisierung unterzogen und warenförmig zugerichtet oder, anders gesagt, nach westlichen Massstäben geordnet.
Die Macht der westlichen Zentren ist am Schwinden, was diesen Zentren ein dumpfes Gefühl von Verlust und Bedrohung beschert. Die kulturellen Stereotypen, die Nachbilder von Imperialismus und Kolonialismus aber führen als Formen ein Eigenleben, das bis ins Heute reicht. Weltausstellung ist der Versuch, dieses Eigenleben einzufangen — mit den Mitteln der Kunst, die sich bekanntlich auf Formen versteht.
Statt identitäre Vorstellungen von „Nationen“, „Epochen“ und „Kulturkreisen“ zu bedienen, schärft die Weltausstellung des Johann Jacobs Museums den Blick für Zwischenräume und Verflechtungen — am Leitfaden historischer und zeitgenössischer Objekte, Filme, Kunstwerke sowie einiger Dinge, die sich tatsächlich jeder Identifizierung entziehen.
Titelbild: Werkdetail von Adolf Menzel, Indianer-Café auf der Wiener Weltausstellung 1873, Gouache auf Papier, 1873. Sammlung Johann Jacobs Museum.
Beginnen wir mit einem mysteriösen Bild. Es zeigt ein gewaltiges „Wigwam“ (ein „Indianerzelt“) inmitten einer gartenhaften Umgebung. Leute, darunter wohl Türken und Araber, sitzen vor dem Zelt an Kaffeehaustischen. Bedient werden sie von afroamerikanischen Kellnern in weissem Livrée.
Dieses Bild malte Adolf Menzel auf der Wiener Weltausstellung von 1873. Es zeigt einen an sich harmlosen Gastronomiebetrieb, mit dem sich die damals junge USA dem globalen Publikum präsentieren. Uns heutigen Betrachter_innen allerdings erscheint das Café alles andere als harmlos. In seiner Verknüpfung von Indianertum und „schwarzer Dienstfertigkeit“, von Genozid (wenn man die systematische Ausrottung der Indigenen so nennen will) und Sklavereigeschichte, gibt es den Blick frei auf die Untiefen des 19. Jahrhunderts.
Die grossen Weltausstellungen von London, Paris, Wien und Chicago wollten Mikrokosmos und Gesamtkunstwerk zugleich sein. Sie wurden besucht von einem Millionenpublikum, für das sie (wie die Massenmedien heute) den Blick auf die Welt formten. Dabei wurde die Welt einer hemmungslosen Stereotypisierung unterzogen und warenförmig zugerichtet oder, anders gesagt, nach westlichen Massstäben geordnet.
Die Macht der westlichen Zentren ist am Schwinden, was diesen Zentren ein dumpfes Gefühl von Verlust und Bedrohung beschert. Die kulturellen Stereotypen, die Nachbilder von Imperialismus und Kolonialismus aber führen als Formen ein Eigenleben, das bis ins Heute reicht. Weltausstellung ist der Versuch, dieses Eigenleben einzufangen — mit den Mitteln der Kunst, die sich bekanntlich auf Formen versteht.
Statt identitäre Vorstellungen von „Nationen“, „Epochen“ und „Kulturkreisen“ zu bedienen, schärft die Weltausstellung des Johann Jacobs Museums den Blick für Zwischenräume und Verflechtungen — am Leitfaden historischer und zeitgenössischer Objekte, Filme, Kunstwerke sowie einiger Dinge, die sich tatsächlich jeder Identifizierung entziehen.
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