Simon Froehling © Dieter Kubli

Ein Roman wie ein Schnellzug

Redaktion Gretta Bott
Redaktion Gretta Bott

«Dürrst» ist ein bipolarer Ritt durch die Schwulen-, Kunst- und Drogenszene von Zürich, Athen oder Kairo. Auf zur Lesung!

Dürrst ist ruhe- und illusionslos an manchen Tagen, an anderen lässt er eben so viel Hoffnung zu, sich selbst als gesund genug für die Liebe zu befinden. Dürrst, mit bürgerlichen Namen Andreas Durrer, wächst wohlbehütet am Zürichberg auf. In der Villa einer ehemaligen Seidendindustrie-Familie. Und eigentlich könnte sein Leben ganz einfach sein. Doch so ist Dürrst nicht. Dürrst hat Probleme. Er hat eine bipolare Störung. Er ist homosexuell. Sein Elternhaus komplett kalt. So schmeisst er sich selbst in einem Akt der Rebellion kurzerhand aus dem wohlbehüteten Zürichberg-Zuhause, wohnt fortan in einem besetzten Haus im Zürcher Kreis 5 und beginnt, sich als durchaus erfolgreicher und genialer Konzeptkünstler zu etablieren. Aber nicht alles läuft rund, denn die bipolare Störung wartet mit ihren euphorischen und depressiven Phasen – in Dürrsts Kopf dargestellt durch einen ihn begleitenden schwarzen Hund – ständig um's Eck.

Der Roman erzählt Dürrsts Leben in einer Art ausgebreiteter Polaroidfotos, die zuerst in die richtige Reihenfolge gebracht werden möchten. Durch die Erzählung in der zweiten Person entsteht eine fast schon unangenehme Intimität, weil die Leserschaft durch das ständige «Du» leicht mit der Hauptfigur verschwimmen kann. Mit oder als Dürrst reisen wir also in rasantem Tempo durch dessen Gedankenwelt und Erinnerungen. Sehnsüchtige Erinnerungen an Kairo und den «breiten, blauäugigen Aziz», nach Berlin mit Matse, oder nach Edinburgh, wo ihn sein Ex Yuri besucht. Und dann ist da noch Paul. Und die Wohnung in Athen. 

Dürrst ist ein schneller und stellenweise sehr kritisch-witziger Ritt durch die scheinbar freie Besetzer-, Kunst- und Schwulenwelt, in der er in wilden Drogenexzessen und ausschweifenden Partynächten sich selbst und die Liebe zugleich sucht. 

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«Dürrst» ist der zweite Roman von Simon Froehling. Neben seiner Tätigkeit als freier Autor und Übersetzer arbeitet Froehling am Tanzhaus Zürich als Dramaturg und in der Kommunikation.

Die Vernissage findet im Tanzhaus Zürich statt. Eine weitere Lesung findet am 26.10.2022 während «Zürich liest» in der Kulturbar Gleis an der Zollstrasse statt.

Tanzhaus Zürich

Im Tanzhaus Zürich entsteht seit 1996 das Neuste vom Neuen in Sachen Tanz. Das Tanzhaus ist eine Produktions- und Kreationsstätte für Tanz und Performance und in erster Linie die künstlerische Heimat für die im Kanton Zürich lebenden ...

Von Gretta Bott am 22. September 2022 veröffentlicht.

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