Kunst von Frauen im öffentlichen Raum

Redaktion Nora Kehli
Redaktion Nora Kehli

Der öffentliche Raum wird mehrheitlich von Männern gestaltet, auch wenn darauf grossartige Werke von Frauen zu entdecken sind. Eine Auswahl.

Das Denkmal für Katharina von Zimmern steht im Fraumünsterhof in Zürich.
Das Denkmal für Katharina von Zimmern steht im Fraumünsterhof in Zürich.

Anna-Maria Bauer, Denkmal für Katharina von Zimmern, 2002–2004

Die patriarchale Prägung des öffentlichen Raums zeigt sich auch in der Denkmalkultur. Erst 2004 wurde in Zürich das erste Denkmal für eine Frau eingeweiht. Es erinnert an die in Vergessenheit geratene Äbtissin Katharina von Zimmern. Auf die sonst übliche figürliche Darstellung auf einem Sockel wurde verzichtet, da es keine bildliche Überlieferung der Äbtissin gibt. So hat die Künstlerin Anna-Maria Bauer (*1947) den Sockel selbst zum Kunstwerk erhoben. In ihrer abstrakten Gestaltung legen die Kupferblöcke zugleich Zeugnis ab von Frauen, die im historischen Kanon kaum berücksichtigt werden.

 

 

Katharinenturm vom 20. August bis 10. Dezember 2024

Apropos Katharina von Zimmern! 

Um in den Wirren der Reformation keinen Bürgerkrieg auszulösen, übergab die Äbtissin der damaligen Abtei Fraumünster, Katharina von Zimmern, den Schlüssel zum Münster im Dezember 1524 ohne Widerstand dem Rat der Stadt Zürich. 

Um dieser klugen und besonnenen Frau zu gedenken, kommt vom vom 20. August bis 10. Dezember 2024 eine 40 Meter hohe Kunstinstallation neben dem Fraumünster zu stehen. Der auf 29 Stehlen (jede Stehle steht für eine der 29 Äbtissinnen des Fraumünsters) errichtete Turm soll symbolisch den alten, abgerissenen Südturm des Fraumünsters nachbilden. Verkleidet ist der Turm mit grünen Stoffbändern, die insgesamt eine Länge von 1'000 Metern ergeben. Die Bänder sind mit den Namen von 500 bedeutenden Zürcherinnen bedruckt.

Ein vielseitiges Rahmenprogramm wird die Installation bis im Dezember umspielen. 

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Die berühmteste Nana der Schweiz hängt in der Haupthalle des Hauptbahnhofs Zürich. (c) SBB CFF FFS
Die berühmteste Nana der Schweiz hängt in der Haupthalle des Hauptbahnhofs Zürich. (c) SBB CFF FFS

Niki de Saint Phalle, L’ange protecteur, 1997

Die französische Künstlerin Niki de Saint Phalle (1930–2002) ist insbesondere für ihre anfangs belächelten Nanas bekannt: bunte, weibliche Körper mit stark ausgeprägten Rundungen. Eine solche ziert auch die Zürcher Bahnhofshalle, wo sie seit 1997 über den Köpfen von abertausenden Passant:innen schwebt. Obwohl die knallblaue Figur mit den Engelsflügeln an der Decke angebracht wurde, ist sie kaum zu übersehen und dient so vielen als Treffpunkt. Vor allem aber soll L’ange protecteur über alle Reisenden wachen, wie die Künstlerin es bei der Einweihung des Werkes erläuterte.

Nach dem Wegzug vom Escher-Wyss-Platz ist Sirius nun an der Tramwendeschlaufe Messe/Hallenstadion zu Hause.
Nach dem Wegzug vom Escher-Wyss-Platz ist Sirius nun an der Tramwendeschlaufe Messe/Hallenstadion zu Hause.

Annemie Fontana, Sirius, 1969 – 1972

Auf dem tristen Vorplatz des Hallenstadions erhebt sich ein leuchtend orangefarbenes Treppengebilde. Es ist die Brunnenskulptur Sirius von Annemie Fontana (1925–2002). Die Künstlerin hatte sie ursprünglich für den Escher-Wyss-Platz entworfen, dessen Erscheinungsbild sie von 1972 bis 2009 prägte. Obwohl die zunächst als trostlos verpönte Skulptur wegen Tramarbeiten abgebaut wurde, stellte sich in der Öffentlichkeit immer wieder die Frage nach ihrem Verbleib. So begann eine dreijährige Standortsuche, die in Oerlikon endete. Dort bescherte sie vielen Zürcher:innen ein fröhliches Wiedersehen.

Pipilotti Rist, Tastende Lichter, 2015 – 2020

Mitten auf dem Heimplatz ragt ein 15 Meter hoher, pink-gelber Mast in die Höhe. Die absurde Farbfigur auf dem altmodischen Platz irritiert zunächst. Erst nachts entfaltet das Kunstwerk von Pipilotti Rist (*1962) seine volle Wirkung: Sobald es dunkel wird, bespielt sie den gesamten Platz mit farbigen Lichtspots und Videoprojektionen. Die Licht- und Videoinstallation Tastende Lichter ist die einzige Arbeit einer Frau im Aussenraum des Kunsthauses. Die Installation wertet aber durch das erzeugte Lichtspiel alle umliegenden Skulpturen und Bauten der Männer auf.

© Juliet Haller, Amt für Städtebau, Zürich

Kunsthaus Zürich

Pipilotti Rist

Lichtkunst für den Heimplatz

24.10.2024  |  18:45 Uhr

Auf den Spuren weiterer starker Frauen

Übrigens: Wer sich für noch mehr spannende Frauen aus Zürich interessiert, erfährt auf der zweistündigen Stadtführung «Zürichs starke Frauen» mehr! 

 

Von Nora Kehli am 08. August 2024 veröffentlicht.

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