Mein erstes Mal … in der Sukkulenten Sammlung

Zimmerpflanzen sind Trend. Nicht erst seit den Lockdowns teilen #Plantparents auf Social Media ihre Sprösslinge. Wer besonderes exotisches Grünzeug besitzt, ist doppelt stolz. Pflanzen zu sammeln, ist aber keine Trenderscheinung. Bereits der Zürcher Jakob Gasser (1870 – 1932) besass eine stattliche Kakteenkollektion. 1929 verkaufte er sie aus gesundheitlichen Gründen an Julius Brann. Der Warenhausbesitzer vermachte die Sammlung der Stadt Zürich.

Diese errichtet 1931 ein einfaches Treibhaus am Mythenquai. Noch heute befindet sich an dieser Adresse die Sukkulenten Sammlung. Mittlerweile zählt sie sechs öffentliche Schauhäuser und eine Freilandanlage. Circa 6500 Kakteenarten gibt es zu entdecken. Und trotzdem war ich noch nie dort. Auch der jährliche Markt, an dem sich sonst ganz Zürich mit Pflanzen versorgt, habe ich jeweils verpasst.

Mein erster Besuch fällt auf einen sonnigen Mittwochnachmittag. Ich spaziere erst durch die Aussenanlage – hier liegt die Schweiz zwischen dem Kaukasus und Südamerika. Die Pflanzen, die auf diesen steinigen Quadratmeter wachsen, sehen für mich alle gleich aus. Hübsch, aber unspektakulär.

Anders in den Schauhäuser: Hier gedeihen die exotischsten Sukkulenten. Einige haben Stacheln wie Zahnstocher, andere sind flauschig wie ein Kätzchen. Es gibt solche, die aussehen, wie die Kakteen in Cartoons. Andere sind ganz dünn und verästelt, hängen von der Decke oder wuchern am Boden.

So faszinierend, wie ich das finde: Am Anfang hielt ich zwischen den Pflanzen nach kleinen Bewohnern Ausschau. Zu fest erinnert mich das alles an den Zoo. Wie dort begegnen mir auch in der Sukkulenten Sammlung die verschiedensten Generationen: Tenniemädchen, die vor den hübschesten Kakteen Selfies schiessen. Ältere Paare, die mit ihr Enkeln umherstreifen. Tourist:innen, welche die Informationstafeln studieren.

Auch ich lese diese – und weiss jetzt endlich, wie die von mir viel verwendete Vanille wächst. Peinlich, dass ich das vorher nicht wusste. Der Besuch der Sukkulenten Sammlung stopft nicht nur Wissenslücken wie diese. Er wirkt entschleunigend, fast wie ein Kurzurlaub. «Das war überraschend cool», schreibe ich danach einer Freundin. «Du solltest auch mal hin.»

Und wer noch? Eigentlich alle. Und sei es nur, um einen neuen Kaktus zu holen. Für Fortgeschrittene sind im Shop der Sukkulenten-Sammlung auch Samen und Erde erhältlich. Alles zu fairen Preisen. Ich schlage zu. Den Hinweis, dass man die Pflanzen ohne gültige Ausweise nicht ins Ausland bringen darf, kann mir egal sein. Sie bliebt ja bei mir. Ich bin jetzt eine #Plantmom.