© Flavio Karrer

Menschen hinter der Kulisse: Dramatikerin Lubna Abou Kheir

Mit der Sozialkomödie «Cheese War» am Neumarkt rechnet die Exilautorin aus Damaskus mit den hiesigen Arbeitsbedingungen im Fast-Food-Bereich ab.

Lubna, worum geht es in deinem neuen Theaterstück «Cheese War»?

«Cheese War – eine systemrelevante Groteske» zeigt in elf Miniaturen eine rabenschwarze Sozialkomödie über das Schicksal und die Abhängigkeiten der Mitarbeiter:innen eine Pizzalieferkette namens Monopoly in Zürich. Die Mitarbeitenden, in der Regel Emigrant:innen, die diese Zeitarbeit annehmen mussten, um zu überleben, sind der Willkür dieses ausbeuterischen Systems ausgeliefert: Zwischen Fast Food und Food Delivery haben sie je 30 Sekunden Zeit, eine Pizza zu belegen. Es entspannt sich ein Käsekrieg … Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten!

Inwiefern ist «Cheese War» von Deiner eigenen Vergangenheit inspiriert?

Ich habe selbst fünf Monate bei einem Pizzadienst in Zürich gearbeitet: als Kurier, Pizzamakerin, als Schichtleiterin. Diese Arbeit war enorm aufreibend, ständig passierten unvorhergesehene Dinge, vielleicht auch, weil viele Sprachen gesprochen wurden, während der Zeit- und Arbeitsdruck enorm war. Die Menschen dort arbeiten Tag und Nacht für einen Monatslohn von 1500 Franken – aber sie tun alles, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Als ich regelmässige Coronatests im Betrieb eingefordert habe, weil eine Kollegin corona-erkrankt zur Arbeit erschien, wurde mir von meinem Vorgesetzten nahegelegt, eine neue Arbeit zu suchen. Es ist ein Glücksfall, dieses Kapitel meiner Biografie verarbeitet zu haben. Hierbei ist «Cheese War» extrem lustig: Meine Figuren erinnern mich an die Mignons, sie plappern andauernd und zwar in Englisch, Arabisch, Deutsch und Spanisch. Ein kurzweiliger Abend – zum Lachen …

Wo tankst Du kulturell auf?

Ich bin gerne im Theater Neumarkt und ich liebe die Bühne und Aufführungen des Schauspielhauses im Schiffbau. Auch lasse ich mir nie die Shows in der Werft beim Theater Spektakel entgehen.

 

Bild © Flavio Karrer

Von Katharina Nill am 27. März 2022 veröffentlicht.

Mehr von unseren Scouts

Raus aus dem Abseits
12.06.2025

Raus aus dem Abseits

Frauen, Fussball, Kultur – und neue Perspektiven. Zur Frauen-EM bringt Her Game Culture ein Kulturprogramm auf den Platz, das Genderfragen frisch und mutig denkt.

Sandra Smolcic
Sandra Smolcic
Mein erstes Mal ... im Kulturama
21.09.2023

Mein erstes Mal ... im Kulturama

Das «Museum des Menschen» liegt in Hottingen – nur wenige Minuten von meinem Zuhause entfernt. Jetzt will ich es zum ersten Mal erkunden.

Eva Hediger
Eva Hediger
Artothek: Stahlplatten des Trostes
04.04.2024

Artothek: Stahlplatten des Trostes

In der «Artothek» erzählen die Autor:innen des Kulturmagazins Coucou die individuellen Schaffensgeschichten von Winterthurer Kunstwerken. Dieses Mal: Am Eingang des Friedhofs Rosenberg.

Coucou Kulturmagazin
Coucou Kulturmagazin

Mehr von deinen Scouts

Rebekka & Sebastian
Rebekka & Sebastian
Laura Binggeli
Laura Binggeli
Michèle Bischoff
Michèle Bischoff
Pascale Diggelmann
Pascale Diggelmann
Ilir Pinto
Ilir Pinto
Tobias Bärtsch
Tobias Bärtsch
Alle Scouts