Eine gar «schröckliche» Symphonie in der Tonhalle

Redaktion Gretta Bott
Redaktion Gretta Bott

Wie mich eine Symphonie des Grauens zur Tonhalle-Wiederholungstäterin macht und was eine Alufolie damit zu tun hat.

1922 lehrt ein Stummfilm die Welt das Grauen: Nosferatu erblickt das Licht der Leinwand. Der Vampir Graf Orlok wirkt heute etwas lächerlich. Es ist aber durchaus nachvollziehbar, dass sein verstörendes Starren, seine abgehakten Schritte, mit denen er stocksteif durch den Türbogen tritt und seine Finger, die bei jeder Szene noch etwas länger werden, die Menschen damals das Fürchten lehrte. 

Für den Film liess sich Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau 1922 grosszügig von Bram Stokers grossartigen Dracula-Roman inspirieren. Und obwohl einzelne Szenen eins zu eins aus dem Buch kopiert sind und der Film von Stokers Nachfahren nie genehmigt wurde, gehört das Werk zu den Klassikern der Filmgeschichte. Der «Urvater aller Vampirfilme» ist ein Stummfilm in 5 Akten. Und weil noch kein Ton mitlief, spielte bei seiner Berliner Erstaufführung ein Orchester die von Hans Erdmann komponierte Filmmusik live vor Publikum. 

Was das alles mit der Tonhalle zu tun hat?

Hollywood-Komponist Christopher Young trat mit seinem Wunsch, eine neue Orchestermusik für den über 100 Jahre alten Stummfilm zu komponieren, an die Tonhalle Zürich heran. Ein «Match made in Heaven», denn mit der Reihe Filmsinfonik bietet diese genau das richtige Gefäss dafür: Während der Film auf einer grossen Leinwand läuft, spielt das Tonhalle-Orchester Youngs Filmmusik. Diese besondere Art der Aufführung schafft eine einzigartige Atmosphäre, in der das Publikum noch intensiver in die Handlung des Films eintaucht. Tatsächlich vergass ich stellenweise, dass ein komplettes Orchester vor mir streicht, trommelt, trompetet und ... musiziert! Als kleiner Grusel- und Rockfan bin ich begeistert. Das Orchester spielte mal leise, mal laut, mal unauffällig, mal zärtlich und mal rauschend wie das Meer, auf dem Nosferatu in einem Handelsschiff als blinder Passagier dahintrieb.

«Der hinten links mit der Alufolie und der Trommel hatte am meisten Spass»

Bei der Premiere war Christopher Young zugegen, die Standing Ovations waren ihm gewiss. Nach der Aufführung hatten wir viel zu besprechen. Sowohl über den Film und dessen Machart, besonders aber über die einzelnen Musiker:innen des Tonhalle-Orchesters: «Hast du die Harfenistin beobachtet? Ich wusste gar nicht, dass eine Harfe so laut sein kann». «Hast du gesehen, wie sie den blechernen Ton hinbekommen haben?». «Der ganz hinten links mit der Alufolie und der Trommel hatte am meisten Spass an der ganzen Aufführung, da bin ich mir sicher!»

Ein unvergessliches Erlebnis, das mich zur Tonhalle-Wiederholungstäterin macht: Die nächste Fimsinfonik-Vorführung zu Charlie Chaplins Werk ist bereits in der Agenda eingetragen. Beide Daten sind schon gut ausgebucht. Also zack, zack: Ticket besorgen! 

Foto: Christian Doppler

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Von Gretta Bott am 09. März 2023 veröffentlicht.

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