Born digital

Das Kunsthaus Zürich zeigt Medienkunst aus der hauseigenen Sammlung. Die Ausstellung verspricht mehr, als es zu sehen gibt und ist doch sehenswert, wenn man sich darauf einlässt.

Die Ausstellung beginnt mit einer Sammlung von Datenträgern aus der Zeit um die Nullerjahre. Von der Floppy Disk bis zur DVD: Ich kenne sämtliche. Dies zeichnet mich nicht als Expertin von Medienkunst aus. Es bringt mich jedoch näher an die Dekade heran, aus der die Werke stammen.

Wer sich die Zeit nimmt und die Geduld hat, sich die ausgestellte Medienkunst von Anfang bis Ende anzuschauen, wird mit einer Zeitreise zum Anfang des Millenniums belohnt. Sehr stimmig ist das 23-minütige Werk von Yves Netzhammer und Bjørn Melhus. Der Vorführraum ist ganz in Rot gehalten, so rot wie das Blut, das im computergenerierten Film fliesst. Ich bin fasziniert von der CGI-Ästhetik (Computer Generated Images) der damaligen Zeit, deren rudimentäre Kegelfiguren mich ein wenig an die seltsam verdrehten Gliedmassen von heutigen KI-generierten Bildern erinnern, wenn auch auf einer anderen Ebene. 

Die Werke in den weiteren zwei Räumen sind kürzer und ein Spiegel der Gesellschaft, der Politik und der Trends der damaligen Zeit. 

In den drei Ausstellungsräumen suchte ich die Werke von Pipilotti Rist und Zilla Leutenegger vergeblich. Von elf Werken habe ich demnach nur neun gesehen. Sowohl der Ausstellungstext als auch der Katalog sind meines Erachtens für Liebhabende dieser Kunstform geschrieben und setzen ein spezifisches Grundwissen voraus. Im aufschlussreichen Ausstellungskatalog steht geschrieben, was ursprünglich hinter «Born Digital» steckt: «Born Digital war das erste Erhaltungsprojekt am Kunsthaus Zürich, welches sich gezielt auf die Sicherung von digitalen Medienträgern konzentrierte, die zwischen 1995 und 2005 in die Sammlung aufgenommen wurden.» Dazu muss gesagt werden, dass das Kunsthaus Zürich mit rund 620 Werken über eine der grössten Medienkunstsammlungen der Schweiz verfügt.

Alle Bilder (c) Kunsthaus Zürich

Tatjana Marušić, A WOMAN UNDER THE INFLUENCE - to cut a long story short, 2003
3-Kanal-Videoinstallation, Farbe, Ton; erworben als Betacam SP, Mini DV und DVD; PAL, 4:3, Dauer: 9‘48“, Kunsthaus Zürich, 2004, © Tatjana Marušić

Kunsthaus Zürich

Born Digital

Man könnte es ein verstecktes Juwel nennen: Die Medienkunstsammlung im Kunsthaus Zürich ist eine der grössten der Schweiz. Wir präsentieren elf Werke, ...

Dauerausstellung

Von Simone Liedtke am 20. Juni 2024 veröffentlicht.

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