«Deliver or Disappear», Kerim El-Mokdad

Kunst, Armut und die Arche Noah

Redaktion Gretta Bott
Redaktion Gretta Bott

Was haben Kunst und Armut miteinander zu tun? Eine unglaublich vielschichtige Ausstellung nähert sich im Helmhaus dieser Frage und eröffnet diverse interessante Blickwinkel.

In Zürich, der Banken- und Finanzmetropole, gibt es keine Armut. Oder doch? Wer etwas aufmerksamer durch die Strassen geht, sieht hier und da eine obdachlose Person, die Surprise-Strassenverkäufer:innen oder Uber-Fahrer:innen, die am Existenzminimum leben. Aber sonst?

Die aktuelle Ausstellung im Helmhaus Zürich versammelt 19 künstlerische Positionen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit Fragen auseinandersetzen, wie: Was hat Wirtschaft mit Kunst zu tun? Wie gehen Kunstschaffende mit dem Thema um? Und mit der oftmals eigenen Armut? Wie viel kostet Kunst und ist «Klassismus» eine Form der Diskriminierung? Kann Kunst dazu beitragen, gesellschaftliche Ungleichheiten zu beleuchten?

Von dokumentarischen Arbeiten, die Fakten und Zahlen sprechen lassen, bis hin zu Material-Collagen aus Fundstücken der Strasse – die Spannbreite der gezeigten Werke ist gross. Gerade diese Vielfalt macht den Reiz der Schau aus: Sie eröffnet Perspektiven, die sich ergänzen, widersprechen oder auf unerwartete Weise berühren.

Nicht jede Arbeit hat mich gleich stark überzeugt, doch genau darin liegt auch eine Stärke einer solche Gruppenausstellung: Sie lädt ein, die eigenen Erwartungen an Kunst, soziale Verantwortung und Ästhetik zu hinterfragen. Kein lauter Paukenschlag, aber eine nachdenklich stimmende Schau, die sich lohnt – besonders für jene, die bereit sind, sich auf die Vielstimmigkeit der Debatte einzulassen.

Begleitet wird die kostenlose Ausstellung von einer wunderschön gestalteten Broschüre mit äusserst interessanten Infografiken.

Arche 2.0 vor Anker in der Wasserkirche

Nicht verpassen: Ein Blick in die Wasserkirche – die sich den Eingang mit dem Helmhaus teilt – lohnt sich! Dort ist noch bis im Oktober die eindrückliche Installation «Arche 2.0» zu sehen: Ein begehbarer Schiffsrumpf, der als Bühne mit Gesprächen, Lesungen und Veranstaltungen bespielt wird. Das Projekt der Altstadtkirchen unterstützt den Verein Arche Zürich, der Menschen – insbesondere Familien und Kindern in schwierigen Situationen – Perspektiven bietet und Hilfe leistet.

Von Gretta Bott am 13. Februar 2025 veröffentlicht.

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