Kunst aus dem Exil

Wenn der freie, künstlerische Ausdruck nur noch im Exil möglich ist: 9 Veranstaltungen und Ausstellungen zu Kunst aus dem Exil mit Werken von Friedl Dicker-Brandeis, Ibrahim El-Salahi und Thomas Mann.

Ibrahim El-Salahi, Pain Relief Drawings, Kunsthalle

El-Salahi war einer der ersten afrikanischen Künstler, der die Kunst Europas erlernte, um in Bezugnahme seiner Herkunft und den Traditionen des Sudans zu einer neuen Kunst zu gelangen. Er gilt als Schlüsselfigur der afrikanischen Moderne und war Kulturattaché und Kulturdirektor des Sudans, bis er 1976 unbegründet und ohne Verurteilung für sechs Monate inhaftiert wurde. Danach ging er nach Katar ins Exil. Heute ist seine Wahlheimat Grossbritannien, wo ihn die Tate Modern 2013 mit einer Einzelausstellung geehrt hatte.

Ibrahim El-Salahi, Pain Relief Drawings

Kunsthalle Zürich

Ibrahim El-Salahi, Pain Relief Drawings

Einen konzentrierten Ausschnitt aus Ibrahim El-Salahis sechzigjährigem Oeuvre: Eine Gruppe von 89 kleinformatigen «Schmerzlinderungs-Zeichnungen».

Dauerausstellung

Bücherverbrennung

90 Jahre ist es her, dass die Nationalsozialisten im Mai 1933 in ganz Deutschland Bücherverbrennungen durchführten, um die deutsche Sprache zu «reinigen». Das verbieten von Büchern hat jedoch eine viel längere Geschichte. Bereits 1559, nach der Erfindung des Buchdrucks, veranlasste der Papst, den «Index librorum prohibitorum» zu veröffentlichen, ein Verzeichnis aller Bücher, deren Lektüre als schwere Sünde gilt.

Diktaturen jeglicher Art versuchten seit jeher Kunst, Literatur und Wissenschaft zu kontrollieren und trieben damit nicht nur Künstler:innen, Autor:innen und Wissenschftler:innen, sondern auch deren Unterstützer:innen und Mitarbeitenden ins Exil.

Drei Veranstaltungen thematisieren den 90. Jahrestag der Bücherverbrennung in Deutschland und Zürich als Ort des Exils. Die Galerie Litar stellt acht Übersetzerinnen in den Mittelpunkt, die allesamt in Vergessenheit geraten sind. In Kooperation findet im Strauhof eine Ausstellung statt, die exemplarisch Werke präsentiert, die Prozessen und Verboten ausgesetzt waren. Zudem steht auch die Debatte im Fokus, ob eine «cancel culture» die Freiheit des Denkens bedroht.

An der Volkshochschule Zürich findet eine Vorlesung zum Thema statt, die sowohl das Leben der im Reich verbliebenen Autor:innen beleuchtet als auch das von ihren exilierten Kolleg:innen.

Satanische Verse & verbotene Bücher

Strauhof

Satanische Verse & verbotene Bücher

Eine Ausstellung mit Geschichten aus und über Bücher, die verboten wurden.

Dauerausstellung

Frisch und Fein. Exil Zürich 1933

Litar

Frisch und Fein. Exil Zürich 1933

Eine Ausstellung zu Zürich als Ort des literarischen Exils. Im Mittelpunkt stehen acht weitgehend unbekannte Übersetzerinnen.

Dauerausstellung

90 Jahre Bücherverbrennung

Volkshochschule Zürich

90 Jahre Bücherverbrennung

1933 als Zäsur in der deutschen Literatur – mit Führung «Verbotene Bücher» im Strauhof

Grafische Sammlung, ETH Zürich

Die erstmalige Präsentation in der Schweiz von Friedl Dicker-Brandeis’ Schaffen beleuchtet ihre Stationen in Wien und Berlin, im Exil und als Deportierte. Die Ausstellung rückt die Breite und die hervorragende Qualität ihrer künstlerischen Arbeit in den Fokus.

Friedl Dicker-Brandeis, Flirtendes Paar II (1921–1923)
© Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien, 
Foto: Manuel Carreon Lopez

Graphische Sammlung ETH Zürich

Öffentliche Führung: Eine Künstlerin wiederentdecken. Einzelausstellung zu Friedl Dicker-Brandeis

Das Werk von Friedl Dicker-Brandeis (1898–1944) ist bislang noch nie in einer Einzelausstellung in der Schweiz präsentiert worden.

Karanlik, Rote Fabrik

Im preisgekrönten Thriller «Karanlik Gece» (Black Night) von Özcan Alper kehrt der Musiker Ishak aus seinem selbstauferlegten Exil in sein anatolisches Heimatdorf zurückkehrt, um sich von seiner sterbenden Mutter zu verabschieden. Nach Jahren der Abwesenheit begegnet er dort den Dämonen seiner Vergangenheit und einer Mauer des Schweigens um ein düsteres Geheimnis, in das Ishak verwickelt ist.

«Love in Exile» im Moods

Das Trio Arooj Aftab, Vijay Iyer und Shazad Ismaily begeistert mit einer Mischung aus Jazz, indischer und pakistanischer Musik sowie experimentellen Klängen und einer energiegeladenen Performance auf der Bühne. Im neuen Album «Love in Exile» besingt die in Pakistan aufgewachsene Komponistin, Songwriterin und Sängerin Arooj Aftab ihr eigenes Exil, während Vijar Iyers Piano und Shazad Ismailys Instrumentierung eine vielschichtige Klangkulisse bilden.

Arooj Aftab – Vijay Iyer – Shahzad Ismaily

Moods

Arooj Aftab – Vijay Iyer – Shahzad Ismaily

«Love in Exile»

Thomas Mann Archiv, ETH Zürich, Neue Dauerausstellung

Die neue Dauerausstellung beschäftigt sich mit der Schreibumgebung des weltbekannten Literaten, der im Zürcher Exil lebte: sein Alltag, sein Arbeitszimmer und sein Schreibtisch, der ihn ins Exil begleitet hat.

Zudem handelt die Ausstellung von Thomas Manns Lebensthema Europa und zeigt die enorme Bedeutung seiner Ideen für das Europa unserer Gegenwart. Zeitgenössische Autor​innen und Autoren kommen in einer Videoinstallation zum Thema zu Wort.

Im Schreiben eingerichtet - Thomas Mann und sein Arbeitszimmer

ETH Zürich

Im Schreiben eingerichtet - Thomas Mann und sein Arbeitszimmer

Im Zentrum der neu konzipierten Dauerausstellung steht der berühmte Schreibtisch Thomas Manns, der ihn auch im Exil begleitete. Gemeinsam mit der ...

Dauerausstellung

Thomas Mann. Achtung Europa!

ETH Zürich

Thomas Mann. Achtung Europa!

Europa war für Thomas Mann ein Lebensthema: als kultureller Raum und als politisches Projekt. Sein Blick auf das Verhältnis zwischen Europa und ...

Dauerausstellung

Veröffentlicht am 13. April 2023.

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